Spielfeldgründung-
Die Frage aller Fragen für viele Paintballbegeisterte

 

Kingen tut´s verlockend, das eigene Paintballspielfeld. Man kann gratis spielen und das Feld sieht endlich so aus wie man es sich selbst vorstellt und - man verdient dabei auch noch Geld.

Vor der Praxis aber das Rechtliche:

Wenn jemand Paintball spielt, so kann man das recht schwer juristisch greifen. Wir spielen weder mit Spielzeug, noch mit Waffen. Paintball wird derzeit vom Innenministerium als "Fangsport" eingestuft. Steht frei nach dem Rechtsgrundsatz: "Was nicht verboten ist, ist erlaubt" dem Paintballspiel in Wald und Flur nichts entegegen?

Ja- und auch wieder nein.

Mehrere Aspekte sind hier zu berücksichtigen:

1. Die Verletzungsgefahr: Rechtlich betrachtet könnten wir genauso mit Glasmurmeln oder Eicheln um uns werfen. Solange kein Unbeteiligter dabei gefährdet wird geht das. Bezüglich der Verletzungsgefahr- durch das Wesen des Sports ist damit rechnen, das unsere Mitspieler verletzt werden (ein Hämatom, ein blauer Fleck gilt als leichte Körperverletzung- im schlimmsten Fall kann das bei einem Unbeteiligten zu einer Vorstrafe führen). Verletzen wir uns einvernehmlich (Haftungsverzichtserklärung und Einweisung) und ist das Verletzungsrisiko gering, so gibt´s damit kein Problem- genauso wie z.B. beim Boxen, Karate und Judo.

Bewerft Ihr Euch mit den Glasmurmeln in der Öffentlichkeit, in Anwesenheit unbeteiligter Personen ohne ausreichenden Schutz, so kann juristisch von einer Gemeingefährdung ausgegangen werden (strafrechtlich relevanter Tatbestand). Ausgedeutscht: Spielt Ihr irgendwo, wo Fremde auftauchen können, KANN Euch die Behörde einen Strick daraus drehen.

Übrigens, es muss nicht unbedingt jemand durch einen Paintball einen blauen Fleck bekommen, oder ein Auge verlieren. Stellt Euch vor, jemand spielt neben einer Straße. Ein Spieler schießt im Steilfeuer dorthin und trifft einen LKW oder Bus auf die Scheibe. Der Fahrer verreist das Steuer und verursacht dadurch einen Unfall mit Personenschaden. Der Schütze bzw. warscheinlich auch die Veranstalter/Organisatoren des Spieles sitzen mit einem strafrechtlichem Verfahren "Grobe Fahrlässigkeit / vorsätzliche Gemeingefährdung (eventuell mit Todesfolge)" und einer zivilen Millionenklage auf Schadenersatz/Schmerzensgeld ganz tief in der Verantwortung.

Gehen wir nun in den tiefsten, dunkelsten Wald wo alle 50 Jahre ein Aussenstehender auftaucht, so kann im Bezug auf das Strafrecht nichts gegen eine Paintballpartie gesagt werden. Gleiches gilt, wenn wir bei uns Zuhause in der Wohnung oder der Garage herumfärbeln.

2. Das Eigentumsrecht: Befindet Ihr Euch auf Eurem eigenen Grundstück oder hat Euch der Besitzer des Grundstückes das Spielen erlaubt, so gibt es da kein Problem. Ebenso dürfte jeder mit einer Flinte oder Büchse (scharfe Waffe der Kategorie C laut Waffengesetz) auf seinem Grundstück schießen, sofern er dafür Sorge trägt, das kein Schuss dieses verlassen kann. Auf einem fremden Grundstück, ohne der Erlaubnis des Besitzers muss von einem Eigentumsdelikt ausgegangen werden. Auf öffentlichem Gut, bewirfst Du einem Freund mit einer Wasserbombe und klaubst dann den Rest des Luftballons wieder auf, spricht aus der Sich der Eigentumsverhältnisse nichts dagegen. Das geht sogar im Wiener Prater oder am Stefansplatz. !!!Achtung- hier sticht aber Punkt1!!!

Gehst Du zu Fuß in den Wald Paintballspielen und hinterlässt keine wie auch immer geartete Verschmutzung spricht eigentumsrechtlich NICHTS dagegen. (Praktisch müsst Ihr jeden Schuss in der Luft fangen und wieder einstecken und dürfte keinen Jungtrieb dabei niedertreten). Ist das praktisch umsetzbar?- Nein.

3. (wahrscheinlich) das Veranstaltungsrecht: Die Veranstaltungsgesetze sind in Österreich Ländersache- das heißt es ist in jedem Bundesland verschieden. Am einfachsten ist es, Ihr fällt da raus. In Wien z.B. heist das, man bleibt unter 20 Personen. In Niederösterreich, gilt das für eine sportliche Veranstaltung, "wenn durch ihre Art eine Gefährdung der Zuschauer nicht zu erwarten ist." (Zitat NÖ Veranstaltungsrecht, Fassung 2007). (Mit dem NÖ Veranstaltungsgesetz 2007 ist die Lücke der "Tagesmitgliedschaften" geschlossen worden, was nicht nur für Paintballvereine interessant ist.) Auch wenn wir weitere Bundesländer nicht beleuchten sollte dieses Problemfeld ersichtlich sein.

4. Die behördlichen Auflagen: Beim Betrieb einer Paintballfeldanlage kommt Ihr nicht um die "Behörde" herum. Eines vorweg: In Wien ist es nicht möglich eine Paintballanlage zu eröffnen. Die Gemeinde ist generell dagegen, damit wird jeder Versuch ein Feld in Wien zu eröffnen behördlich "abgedreht". Ein einziger Betreiber hat bereits seit langem eine Anlage in Wien. Wo auch immer Ihr ein Spielfeld errichten wollt, erwartet Euch eine größere oder kleinere Flut von behördlichen Auflagen und Verfahren. Das kann von einem Gutachten zum Vogelflug über ein Umweltverträglichkeitsgutachten bis zu einem baubehördlichen Bewilligungsverfahren gehen. Spätestens hier wird das Projekt kostenintensiv, zu rechnen ist mit einem Aufwand von mehreren tausend Euro, und einem ungewissen Ausgang.

Nach diesen ganzen formellen "Details" noch einige Hinweise zum eigentlichen
Aufbau und Erhalt eines Spielfeldes
:

Paintball ist ein hartes Geschäft und zu Gunsten der Spieler haben wir Spielfeldbetreiber in Österreich nahezu alle Ballungsräume mit Spielmöglichkeiten "versorgt". Üblicherweise ist es in jeder Hinsicht billiger zum nächsten Spielfeld zu fahren und sich dort mit einer Platzkarte häuslich einzurichten, als selbst ein Feld aufzubauen.

Die Investitionskosten: Da werden meist recht einfache Milchmädchenrechnungen angestellt. Die gute Nachricht zuerst, einigen Spielfeldern "geht es nicht gut". Derzeit kann man Material recht günstig aus Konkursmassen aufkaufen, auch stehen immer wieder ganze Anlagen zum Verkauf.

Soll es eine Neuanschaffung sein, so kann man für 20 Ausrüstungen, etwas Sicherheitsnetz, Luftanlage und den "Kleinkram" mit Kosten von EUR. 10.000,- bis 15.000,- rechnen- wenn Ihr eher billiges Material kauft und das Spielfeld aus "Restl´n gestatlet (Autoreifen, Blechfässer, Paletten, Kisten,...)" . Hinzuzuzählen sind noch mehrere 100 Arbeitsstunden für den Feldaufbau, das Gestalten der Homepage, Materialtransporte, Werbemittel.....Rechnet hierfür zumindest mit 500 MannStunden für ein ganz einfaches, kleines Feld (Die "größeren" Anlagen in Österreich sprengen recht schnell die 100.000-er Grenze und gehen fürs erreichten in die 1000-den MannStunden)

Was aber dann mittelfristig den dicken Brocken ausmacht ist der laufende Betrieb, das wird gerne vergessen.

Der persönliche Einsatz ist hoch. Bevor die Spieler kommen sind das Feld und die Ausrüstungen herzurichten. Die Einweisung, die Ausgabe und das Marshall´n kennt ja wohl jeder begeisterte Paintballer. Nach dem Kassieren gehts aber erst richtig los, die Ausrüstungen müssen gesäubert werden, Wäsche gewaschen, das Feld und der Aufenthaltsbereich muss zusammengeräumt werden und alles gehört versorgt. Für eine halbwegs gut durchdachte Anlage sind für diese Vor- und Nacharbeiten für eine Gruppe von 15 bis 20 Spielern sicher 3 bis 4 (Mann)Stunden nötig. Was aber wirklich ermüdend ist, Zuhause müssen die Masken gesäubert, noch besser desinfiziert werden- sonst "muffeln" sie und die Kunden bekommen Hautausschlag. Entweder das Ganze wird mühsam in der Dusche saubergerubbelt, oder Ihr habt Euch eine Desinfektionsanlage gebaut- die bedarf aber ebenso einer manuellen Bedienung und kostet auch viel mehr als die Dusche.

Nicht vergessen sollte man den ganzen "Overhead". Werden Bareinnahmen getätigt, so ist eine fiskalisch anerkannte Verbuchung notwendig, eine Internetpräsenz gehört gewartet und die Buchungen sind auch ein wichtiger Punkt für einen funktionierenden Betrieb.

Die Erhaltungskosten:
Ist das Feld einmal in Betrieb so kommen früher als erwartet drückende Kleinigkeiten auf Euch zu. Die ganze Anlage unterliegt einem natürlichen Verschleiß. Sub Air´s werden aus der Verankerung gerissen, reißen auf, gehören geklebt und nach einiger Zeit ersetzt weil nicht mehr klebbar sind. Holzdeckungen verrotten, büßen Stabilität ein, werden verschoben oder Nagelspitzen treten zu Tage. Was sich sehr lange hält ist Beton, aber das sieht wieder nicht so gut aus. Masken halten nur 15 bis 30 Kunden lang, dann gehören sie ersetzt. Die Markierer haben ebenfalls eine begrenzte Lebensdauer, mache sind schon nach 20.000 Schuss Schrott. Euer Kompressor braucht Öl, Liebe, Filterpatronen und zeitweise auch eine gröbere Reparatur- wenn jemand mal nicht aufpasst. Alles in allem- rechnet damit das Ihr die gesamten Investitionskosten des Aufbaus in 5 Jahren wieder tätigen müsst, dann liegt Ihr recht nahe an der Wirklichkeit.

Die Abgaben:
Man muss hier unterscheiden- bist Du mit Deinen Freunden nur zum Spaß an dem Feld interessiert oder hast Du eine ernste Gewinnabsicht. Im ersteren Fall ist es "billig"- Gründet einen Verein und verwendet das was ihr erwirtschaftet für Euer Spiel. Es gibt einige Turnierteams welche sich die Meisterschaften so finanzieren, dazu muss man aber wirklich mit jeder Faser seines Körpers Paintballer sein. Tatsächlich ist es weit einfacher einem "normalen" Broterwerb nachzugehen und damit das Spielen zu finanzieren.
Falls Ihr das ganze als Lebensgrundlage betreiben wollt, wird das schwierig. Fast jeder Spielfeldbetreiber hat einen normalen Beruf oder ein anderes Unternehmen welches ihm das Überleben sichert (große Erbschaft oder reiche Familie im Hintergrund zählen auch). Wenn Ihr den Weg der Selbstständigkeit wählt, so wird Euch als erstes die Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft entgegenkommen- hier müsst Ihr Euch Pensions-, Arbeitslosen- und Krankenversichern, egal ob Ihr das in Eurem anderen Beruf auch schon seid. Doppelte Versicherungskosten, Ihr bekommt aber nur die einfache Leistung. In den ersten drei Jahren müsst Ihr mit einer zusätzlichen, jährlichen Belastung von etwas über EUR. 2.000,- rechnen. Nach dem dritten Jahr wird ermittelt wie Euer Verdienst tatsächlich ausgesehen hat und meistens kommt jetzt noch eine fette Nachzahlung auf Euch zu (Ausnahme- Ihr habt mit dem Spielfeld ein fettes Minus erwirtschaftet, dann wird´s nicht so teuer). Im Betrieb- Ihr könnt zwar viel absetzen aber Ihr müsst 20% MwSt von Euren Kunden einheben und abführen. Von einem Spielpaket welches Ihr für EUR.45,- anbietet bleiben Euch weniger als EUR. 37,50- der Rest geht umgehend an den Fiskus. Wenn Ihr da noch alle Betriebskosten einrechnet (Paint, die Schiedsrichter, Verschleiß, die Grundstücksmiete...) bleibt nicht viel über.

 

Ohne das eine tiefergehende Recherche erfolgt wäre, haben wir die uns bekannten Paintballanlagen und Betreiber hier vermerkt, welche nicht mehr bestehen. Die Karte ist sicher nicht vollständig.

Wann solltest Du ernsthaft in Erwägung ziehen ein Spielfeld aufzubauen?

A) Wenn´s bei Euch weit und breit keinen anderen gibt
(Dein Kundenstamm lässt sich grob folgend abschätzen:
Rechne wer von Deinem Feld weiß und Dich in weniger als 45 Minuten erreichen kann, und von denen nimmst Du dann 1% im Jahr) und

B) Wenn Du etwas unglaublich tolles bieten kannst, was nicht leicht zu kopieren ist (wie z.B. das: da klicken ) und

C) Wenn Du deine gerechneten Ausgaben verdoppelst und immer noch plus schreibst und

D) Wenn Du zumindest EUR. 30.000,- liegen hast- sprich keine Schulden machen musst.

Zum Schluss noch ein guter Rat: Wenn Ihr tatsächlich sowas aufziehen wollt: Bleibt unabhängig. Es gibt Angebote wo Euch viel beim Aufbau geholfen wird- mit einem sehr günstigen Spielfeld, mit Ausrüstungen, PR Aktivitäten und ähnlichem. Das ist nicht gratis. Im Gegenzug wird man Euch Abnahmeverpflichtungen abverlangen. Später auszusteigen ist üblicherweise schwer und auch teuer. Die Investitionskosten sind mittelfristig das geringste- die laufenden Kosten drücken Euch viel mehr. Die paar Tausender welche Ihr beim Aufbau sparen würdet, kommen Euch im Laufe der Zeit teuer zu stehen.