Nebst
den allgemein üblichen Verletzungsmöglichkeiten durch Laufen
oder durch Stürze sind wir beim Paintballsport vornehmlich mit der
Gefahr eines ausgeschossenen Auges konfrontiert. Speziell diese Gefahr wollen
wir im nachfolgenden behandeln. Paintball
ist tückisch.
Ungleich den Gefahren welche wir instinktiv erkennen liegt diese Gefahr
beim im Verborgenen. Jeder hat Respekt oder Angst vor großen Höhen,
schon als Kind lernt man mit Messern und scharfen Klingen vorsichtig umzugehen
und ein knurrender, zähnefletschender Rottweiler lässt keinen
Zweifel an der von ihm potentiell ausgehenden Gefahr. Ein kleines unscheinbares
Rohr hingegen lädt manche sogar dazu ein hineinzugucken. Bei unserem
Sport "erzielen wir Wirkung" auf Entfernungen welche unseren
unmittelbaren, üblichen Handlungsbereich weit überschreiten.
Kein vernünftiger Mensch würde z.B. in einer dichten Zuschauermenge
seine Arme weit von sich strecken und beginnen sich zu drehen. Jeder wäre
sich bewusst, das er dadurch seine Nachbarn beeinträchtigt oder sogar
verletzt.
Beim Paintball ist dieser Gefahrenbereich 50 mal "größer",
wir haben aber immer noch "nur" unsere Armlänge im Kopf.
Man kann durch Schulung, Bewusstseinsbildung und Drill das Verständnis
für diese Art der Gefahr deutlich erhöhen, aber sogar routinierte
Paintballspieler blicken zeitweise ungeschützt in ihren eigenen Lauf
hinein.
Die
Gefahr für
den Beginner:
Das Problem mit welchem wir Spielfeldbetreiber uns Auseinandersetzen müssen
ist das wir viele Spieler haben welche sich der Gefahren nicht bewusst sind.
Man kann durch eine gute Einschulung viel vorbeugen, aber speziell in den
Stresssituationen welche unser Sport mit sich bringt darf nicht davon ausgegangen
werden, das jeder Spieler so handelt wie es vernünftig wäre.
Als Betreiber kann man in einen Spieler nur sehr bedingt hineinblicken
Was jeder für sich empfindet oder denkt bleibt den anderen verborgen.
Was aber sehr oft mitspielt ist die Angst vor dem schmerzvollen Treffer.
Diese steigert sich besonders wenn die Paint dicht vorbeizischt und spektakulär
neben dem Spieler aufschlägt. Zudem kommt eine Maske welche das Sichtfeld
beeinträchtigt, drückt, anläuft- einfach hinderlich ist.
Es ist NATÜRLICH das sich viele Spieler eben dieser Maske entledigen
wollen. Fast alle denken noch soweit mit, das sie die Maske im "Gefecht" tragen,
aber erstaunlich viele reißen sich das ungeliebte Teil gleich nach
einem Treffer vom Gesicht "ENDLICH- ich bin draußen"- denken
die sich wohl. Dass aber alle anderen noch schießen, das geht bei
denen geistig unter.
Ein ähnlicher psychologischer Prozess ist unmittelbar nach den Spielen
zu beobachten. Viele Spieler entledigen sich der Masken noch auf dem Spielfeld,
weil "eh nicht mehr geschossen wird". In dieser Situation blicke
man bitte um sich und beachte wieviele Spieler keinen Laufsocken am Markiergerät-
es auch nicht gesichert aber sehrwohl den Finger am Abzug haben. Nicht aus
Böswilligkeit sondern einfach aus Unverständnis zielen viele Läufe
eben in dieser Situation in des Nachbar Gesicht und zeitweise kommt einer
mit dem Finger an und es löst sich ein Schuss. Einige von uns waren
Zeugen eines solchen, traurigen Zwischenfalls bei welchem die Freundin dem
Freund das Auge ausschoss (2004 oder 2005, das Spielfeld auf welchem sich
dieses ereignete besteht nicht mehr).
Man könnte eventuell in den oben beschriebenen Fällen noch zynisch
davon sprechen, das der Verletzte eine (teil)Schuld trägt, da er sich
die Maske vom Gesicht nahm. Eine eine weitere Verschärfung ist es jedoch
wenn die Markiergeräte im Aufenthaltsbereich ohne entsprechende Laufsicherung
gehandhabt werden. Löst sich hier ein Schuss, so trifft es üblicherweise
einen "Unschuldigen", eventuell sogar einen unbeteiligten Zuschauer.
Wie oft hört man das Argument: "Ist ja eh
gesichert", oder: "Ist
ja eh abgedreht", oder "Ich kenn
mich bitte aus, ich bin Turnierspieler".
Und noch ehe der gute Mann den Satz fertig gesprochen hat, gehts PAMM! FAZ-
und der Schuss zieht quer durch den Aufenthaltsbereich, durchschlägt
eine Zeltplane und trifft jemanden anderen am Rücken. Ebenfalls aus
eigener Erfahrung: immer wieder geht ein Markiergerät von selbst los,
sowohl ein mechanischer Blowback als auch ein teurer E-Pneumat. Immer wieder
ist trotz abmontiertem Hopper ein Schuss schon im Lauf und immer wieder
zieht irgendjemand ab. Das ist einfach so.
Wenn
man die Wahrscheinlichkeit greifen will, mit welcher jemand bei einem
Betreiber ein Auge verlieren
kann, so muss man mit den Spielern beginnen:
Ob die Kunden eher diszipliniert sind oder sich einfach "nichts sagen
lassen"- das kann sich kein Spielfeldbetreiber aussuchen. Je besser
aber die Sicherheitseinweisung ist, umso eher wächst das Gefahrenbewusstsein.
Das kann den Unterschied machen ob in der Gruppe aus 10 Spielern sich 6
oder nur 2. die Maske am Feld vom Gesicht nehmen, bzw. den Laufsocken vergessen.
Absolut ZENTRAL für die Sicherheit ist das Personal,
das Mashalling. Fehlleistungen der Kunden sind vorprogrammiert, es kommt
jetzt darauf an
wie damit umgegangen wird. Ist der Betreiber am Standpunkt "Die
haben unterschrieben- ist deren Sache", und gibt es somit kein
Eingreifen seitens des Betreibers so laufen diese 2 Spieler eventuell eine
halbe Stunde
ohne Laufsocken herum und gefährden alle anderen. Zudem sehen das die
anderen Kunden das nach einiger Zeit auch nicht mehr so eng, wenn "es
eh wurscht ist". Aus 2 Fehlstellen werden schnell 4 bis 5. Wenn
wir bei den 2 Fehlstellen bleiben und am Tag somit 2 mal 30 Minuten"kritischer
Zustand" zusammenkommt, so kann das auf die Gruppe hochgerechnet werden,
ergibt 6 Minuten k.Z. (k.Z. = kritischer Zustand) je Spieler.
Nächster Schritt ist die Frage wieviele Minuten k.Z. vergehen müssen
damit tatsächlich jemand verletzt wird.
Schuss ins Blaue: Alle 200 Stunden kritischen Zustandes wird ein Auge ausgeschossen.
Kombinieren wir nun die 6 Minuten k.Z. je Spieler (ist ein unsagbar schlechter
Wert!!!) ergibt sich für diesen Betreiber alle 2000 Spieler
einen ernsten Zwischenfall mit einem Auge. Ein Spielfeld mit 2000 Spielern
im Jahr (ist eine mittelgroße Anlage in Österreich) und einem
so desaströsen k.Z.- Wert darf die Verantwortung für eben einen
Unfall im Jahr übernehmen.
Hat das Spielfeld aber gutes Personal welches die Anlage auch überblickt
so kann der k.Z.- Wert je Spieler entscheidend gesenkt werden. Optimal sind
natürlich Schiedsrichter welche sich auf den Spielfelder bewegen. Das
geschulte Auge erkennt sofort einen Kunden der Probleme mit der Maske hat
und eilt diesem zu Hilfe. Es kommt nicht eine Sekunde k.Z. zustande, weil
die Situation schon vorher entschärft wird. Ebenso ist es sehr hilfreich
einen "Savetymarshall" bei der Sicherheitsschleuse
zu postieren. Keiner betritt das Spielfeld ohne Maske und keiner geht ohne
angezogenen
Laufsocken raus. Bunte Schilder sind gut und wichtig, aber die Erfahrung
zeigt das viele einfach nicht darauf achten. Steht aber jemand dort und
passt auf so werden 99% aller Fehlleistungen abgefangen. Ein weiterer Bereich
ist die
Savetyzone,
der Aufenthaltsbereich. Ist auch dieser gut angelegt und überblickbar,
so kann ein Spieler, welcher sich den Laufsocken abgenommen hat um nachzusehen
ob Dreck im Lauf ist schnell erkannt- und die Situation durch zügiges
Eingreifen entschärft werden. Aus eigener Erfahrung, bei 60 Spielern
und guter Einweisung ergibt es sich einmal das eben jemand den Socken abnimmt.
Kann man aufgrund der Übersichtlichkeit und der Marshallschulung innerhalb
von 30 Sekunden, reagieren so liegt der k.Z. Wert für die Savetyzone
bei 0,5 Sekunden je Kunde und Spieltag. Geht man von einem großen
Spielfeld aus, und das nicht immer ein Marschall in jedem Loch stehen kann,
so sollen 5 Spieler die Maske für 10 Sekunden vom Gesicht nehmen bis
jemand eingreift- ergibt fürs Spielfeld einen k.Z.-Wert von 0,83 Sekunden
und somit für die ganze Anlage 1,33 Sekunden je Spieler. Bleiben wir
bei den 200 Stunden bis was passiert ergibt das 540.000 Spieler je ausgeschossenen
Auge, bei der gleichen Anlage betrüge somit die durchschnittliche Zeit
bis zum Paintballunfall 270 Jahre. Hätte dieser Betreiber 4000 Spieler
im Jahr so ist alle 130 Jahre mit einem Unfall zu rechnen.
Wir
müssen nochmals anmerken das dies ein statistischer Wert, eine
Berechnung ist. Durch eine unglückliche Verkettung von Fehlleistungen
und Zufällen kann auch die beste Anlage am ersten Spieltag ein ausgeschossenes
Auge haben.
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